Montag, 22. Mai 2023

«Viele Leistungen wurden nicht dokumentiert – heute wissen wir, wie und wo wir sie eintragen.»

Wie viele andere Gesundheitsinstitutionen kämpfte auch das Alterszentrum im Grüt in Mellingen mit den Herausforderungen rund um das Einstufungsmanagement. Mit dem Angebot «Standortbestimmung Pflegeeinstufung» hat das Team nun das Know-how und die Sicherheit gewonnen, ihre Leistungen korrekt zu codieren und die Pflegeeinstufung adäquat vorzunehmen. Zentrumsleiterin Johanna Hutzler und ihre drei Teamleiterinnen blicken gemeinsam mit Annemarie Kaspar, Fachexpertin Pflege bei BiG, zurück auf den Prozess. Sie reflektieren die Learnings und ziehen Bilanz – ein klarer Erfolg!

Johanna Hutzler, Ilona Meier, Annemarie Kaspar (BiG), Sarah Seifritz und Madeleine Schütz (v.l.n.r.)

Johanna Hutzler, Ilona Meier, Annemarie Kaspar (BiG), Sarah Seifritz und Madeleine Schütz (v.l.n.r.)

Frau Hutzler, mit welchen Herausforderungen war das Alterszentrum im Grüt im Bereich des Einstufungsmanagements konfrontiert?

J. Hutzler: Wir haben drei Teamleiterinnen für unsere drei Wohnbereiche. Sie machen die Pflegeeinstufung mit BESA auf Basis der Pflegedokumentation und den Beobachtungen der Pflegenden und prüfen diese dann mit der Pflegeleitung. Die Herausforderung bei uns war, dass zwei von den drei Teamleiterinnen vorher noch nie mit dem BESA-System gearbeitet haben und auch nach der BESA-Schulung nicht wesentlich besser damit zurechtkamen. Ich kannte Frau Kaspar von den Audits und wusste, dass es sich lohnt, die Sache mit jemandem anzugehen, der beide Seiten von der Praxis her kennt und nicht nur das System BESA als solches.

«Ich war gewillt, in das Angebot «Standortbestimmung Pflegeeinstufung» zu investieren, weil wir nachhaltig davon profitieren.»

Johanna Hutzler, Zentrumsleiterin

Wie erlebten Sie als Teamleiterinnen die Herausforderungen rund um die Einstufung?

I. Meier: Ich war trotz der eintägigen BESA-Schulung im Dezember nach wie vor unsicher und fragte mich stets: mache ich es richtig? Erst dank der Standortbestimmung durch Frau Kaspar habe ich gelernt, den Fokus anders zu setzen. Mir fallen Dinge auf, die ich vorher gar nicht gesehen habe. Das hat sich deutlich auf die Einstufung ausgewirkt, die bei etlichen Bewohnenden nun um zwei bis drei Stufen höher liegt. 

S. Seifritz: Die Arbeit mit BESA war vorher sehr unbefriedigend. Frau Kaspar hat uns Schritt für Schritt gezeigt, was wir wie und wo beschreiben und codieren müssen. Ich habe mich bei der Leitung bedankt, dass sie diese Kosten investiert – es hat sich wirklich gelohnt. 

«Ich bin sehr dankbar für diese Standortbestimmung – jetzt verstehe ich es und kann es jederzeit anderen erklären.»

Sarah Seifritz, Teamleiterin 3. Wohnbereich

Frau Kaspar, wo liegen denn die Schwierigkeiten aus Ihrer Sicht?

A. Kaspar: Man sieht sehr oft, dass Leistungen erbracht aber nicht codiert werden. Oft, weil die Pflegenden unsicher sind: Kann ich das geltend machen? Wie muss ich es beschreiben? Die Crux der Pflege ist, dass man Leistungen als «selbstverständlich» erachtet und sie deshalb nicht erfasst. 

«Meine Aufgabe ist es, die Pflegenden zu sensibilisieren, damit sie die Leistungen erkennen und sie dann zu befähigen, sie korrekt und am richtigen Ort zu codieren.»

Annemarie Kaspar, Fachexpertin Pflege bei BiG

Sie haben die Standortbestimmung erst vor kurzem lanciert – was waren die ersten Schritte?

A. Kaspar: Wir haben mit der Analyse des aktuellen Standes gestartet: Ich habe ihre damalige Einstufung angeschaut und sie mit der Dokumentation der Pflegeleistungen verglichen. Da ist rasch klar geworden, dass viele Leistungen nicht erkannt oder codiert wurden. Gemeinsam mit den Teamleiterinnen bin ich die Cases durchgegangen und habe geklärt, welche Leistungen effektiv erbracht werden und was sich allenfalls geändert hat. 
Die Gründe, weshalb die Leistungen nicht codiert wurden, sind vielfältig: manchmal gehen sie vergessen oder die Pflegenden sind zu unsicher oder ängstlich, auch dass man gewisse Beträge der Krankenkasse zurückzahlen müsste... also codieren sie im Zweifelsfall lieber nicht. 
In einem nächsten Schritt haben die Teamleiterinnen die Pflegenden informiert und sensibilisiert, was sie künftig beim Führen der Pflegedokumentation beachten müssen. 

«Es braucht ein neues Selbstverständnis bei den Pflegenden: Ich verkaufe meine erbrachte Leistung und die ist jeden Franken wert.»

Annemarie Kaspar, Fachexpertin Pflege bei BiG

Von welchen Inputs haben Sie und die Pflegenden am meisten profitiert?

S. Seifritz: Ein Beispiel ist das Thema Verordnungen, das wir nun als wichtig erkannt haben. Ärztlich verordnete Salben, die wir regelmässig zum Schutz der irritierten Haut auftragen müssen, und nicht während der Körperpflege appliziert werden, können als Leistung deklariert werden.

I. Meier: Ein grosses Thema ist der Beistand, den wir Pflegende täglich leisten. Das kann bedeuten, dass wir bei einigen Bewohnenden mehrmals pro Tag vorbeigehen, mit ihnen sprechen, sie trösten und für sie da sind. Eine höchst depressive Bewohnerin wurde bei uns «selbstverständlich» sehr oft unterstützt, diese Leistungen wurden aber nicht codiert. 

«Die psychologische Betreuung geht bei der Leistungscodierung oft unter.»

Ilona Meier, Teamleiterin 1. Wohnbereich

J. Hutzler: Oder der Mitwirkungsfaktor ist auch so ein Thema – wie stark jemand bremst oder unterstützt bei einer Leistung. Das benötigt auch viel Zeit... was ist Norm oder was ist überdurchschnittlich? Auch hier gibt es klare Kriterien und Fragen, die helfen, das anzugeben. 

M. Schütz: Leistungen im Bereich psychischer Begleitung zu beschreiben ist besonders schwierig damit sie codiert werden können. Dazu kommt, dass gerade fremdsprachige Pflegende das Schreiben generell als Herausforderung erleben. 

Wie kann man da konkret unterstützen, Frau Kaspar? 

A. Kaspar: Ermutigen Sie die Pflegenden, so zu schreiben, wie sie denken und auch mündlich kommunizieren. Wenn jemand schreibt «durch ich geduscht und verkleidet» ist das verständlich, auch wenn es sprachlich nicht korrekt ist. Die Regel ist: Schreibe es so, wie du es erlebt hast. 

Ist der Aufwand bei der Codierung nun grösser, weil detaillierter dokumentiert wird?

A. Kaspar: Nein, das Ziel ist nicht, dass die Einträge länger werden, im Gegenteil: sie sollen klarer und genauer werden – so knapp wie möglich.

M. Schütz: Die Pflegenden korrigieren und unterstützen sich auch gegenseitig beim Beschreiben der erbrachten Leistungen...

I. Meier: Wir haben dem Personal von Anfang an den Nutzen und den Sinn hinter der Sache erklärt. Dass sie davon profitieren, wenn sie sich dafür engagieren. 

Gibt es Beispiele, wie sich dieser Prozess nun im Betriebsalltag etabliert? 

S. Seifritz:  Die Pflegeplanungen beinhalten nun eine genaue Übersicht, welche Leistungen bei welcher Bewohnerin nötig sind. So wissen gar Schnupperlehrlinge schon genau, was zu tun ist. Das heisst, ohne mündliche Einführung ist vieles klarer geworden.

J. Hutzler: Ob sich der Personalbedarf erhöht, wird sich noch zeigen. Wir stellen grundsätzlich mehr Personal ein als erforderlich wäre – das werden wir auch weiterhin tun, weil es unserer Philosophie und unseren Qualitätskriterien entspricht: wir wollen Zeit für unsere Bewohnenden haben. 

Wie hoch schätzen Sie den eigenen Arbeitsaufwand in diesem Prozess ein?

S. Seifritz: Eigentlich sehr wenig, wenn man bedenkt, was wir daraus gewonnen haben. 

«Ohne diese Standortbestimmung hätte ich immer noch rund zwei Stunden pro Einstufung… jetzt bin ich viel effizienter.»

Sarah Seifritz, Teamleiterin 3. Wohnbereich

J. Hutzler: Ja, letztlich haben wir nur 3-4 Stunden zusammen am Tisch verbracht.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Frau Kaspar erlebt? Wovon haben Sie am meisten profitiert? 

I. Meier: Frau Kaspar hat sehr einfach erklärt, so dass ich mit dem Gefühl aus der Besprechung bin: so, jetzt habe ich BESA verstanden! 

S. Seifritz: Sie ist sehr menschlich, sie hat nicht einfach korrigiert, sondern hat das Positive aufgezeigt und darauf aufgebaut. Vorgegangen ist sie Schritt für Schritt, praxisorientiert am einzelnen Fall. Was mache ich bei dem Bewohnenden den ganzen Tag und nachts? Das war ein Aha-Erlebnis. 

M. Schütz: Das Vorgehen habe ich ähnlich wie bei einem Audit erlebt, man stellt den Fall vor und zeigt auf, was noch drin liegt. Jedes Mal gibt es noch etwas zu Lernen. Auf der psychogeriatrischen Ebene hat mir das besonders viel geholfen. 

«Egal wie viel Jahre Erfahrung man hat – wichtig ist, dass man jemanden hat, der sich mit einem hinsetzt und den Fall Schritt für Schritt durchgeht.»

Madeleine Schütz, Teamleiterin 2. Wohnbereich

Welche Resultate haben sich aus der Standortbestimmung ergeben? 

J. Hutzler: Heute habe ich drei Teamleiterinnen, die gerne mit BESA arbeiten! (lacht). Und wer effizient und gerne arbeitet, arbeitet grundsätzlich profitabler. Dazu kommen die Stufenveränderungen, die mehr finanzielle Mittel einbringen. Beziffern kann ich sie heute noch nicht.

«Rund zwei Drittel bis alle Bewohnenden werden höher oder gar deutlich höher eingestuft.»

Johanna Hutzler, Zentrumsleiterin

Haben wir das Geld, das uns zusteht, können wir das Personal besser aufstellen, die Mitarbeitenden sind zufriedener, es gibt weniger Ausfälle und Krankheitskosten und weniger Fluktuation... also eine durchwegs positive Spirale. Wenn das nachhaltig so funktioniert, dann profitieren alle davon: die Bewohnenden, das Personal und die Leitung. 

Wie stellen Sie sicher, dass der Pflegeeinstufungsprozess nachhaltig auf hohem Niveau funktioniert?

A. Kaspar: In rund sechs Monaten, wenn sich die Learnings und Erfahrungen gesetzt haben, werden wir uns nochmals treffen. Cases, bei denen Unsicherheiten und Fragen bestehen, gehen wir gemeinsam durch. Auch werden wir sehen, wie die Weitervermittlung der Anleitungen an die Pflegenden läuft. Die Schulung für Pflege- oder Assistenzpersonal wäre dann ein weiterer Schritt, um die Befähigung des Personals noch zu verstärken. Diese ist momentan in Abklärung.

Würden Sie die Dienstleistung Standortbestimmung Pflegeeinstufung einer anderen Pflegeinstitution weiterempfehlen? 

J. Hutzler: Auf jeden Fall, das habe ich auch schon mehrfach getan. Ich sage jeweils: «Anstatt in BESA-Schulungen zu investieren, buche lieber das Angebot von BiG – du sparst.» Alle kämpfen mit den gleichen Herausforderungen. Das wird sich rumsprechen, spätestens wenn unsere gut geschulten Leute zu anderen Häusern wechseln.

«Ich finde es ein super Angebot und bin begeistert davon, deshalb spreche ich auch gerne darüber.»

Johanna Hutzler, Zentrumsleiterin

Das Alterszentrum im Grüt in Mellingen ...

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... ist herrlich gelegen, direkt an der Reuss.

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